Fadi Nemeh, Rabei Al Malouf und Haron Mustafa wissen selbst ganz genau, wie es sich anfühlt, neu in Deutschland zu sein und sich nicht verständigen zu können. Vor einigen Jahren kamen sie selbst aus Syrien nach Paderborn. Heute helfen sie als Sprachpaten anderen Menschen mit Fluchterfahrungen, sich besser im neuen Alltag zurechtzufinden.
„Als ich nach Deutschland kam, habe ich wirklich Hilfe gebraucht. Die Mitarbeiter der AWO Paderborn waren für mich da und haben mich zum Beispiel bei der Jobsuche unterstützt“, erzählt Haron Hogi Mustafa, der 2008 nach Deutschland kam und seit 2016 als Ehrenamtlicher aktiv ist. Die drei Männer sind sich einig: Sie wollen die Unterstützung weitergeben, die sie selbst damals erfahren haben. „Aber auch wir lernen immer noch Neues und das ist wichtig“, ergänzt Fadi Nemeh. Er lebt seit 2015 in Deutschland und hat sich die deutsche Sprache selbst beigebracht: „Man muss wirklich wollen und sich selbst Unterstützung holen.“ Durch seinen Job und stundenlanges Lernen nach der Arbeit fühlte er sich schließlich sicher im Deutschen, bot sich als Sprachpate an und holte vor zwei Monaten auch Rabei Al Malouf ins Team der Sprachpaten. Al Malouf studiert an der Universität Paderborn Maschinenbau und belegte dort Sprachkurse. Inzwischen dolmetschen die drei Syrier für arabisch und kurdisch und stehen als Ansprechpartner für Menschen mit Fluchterfahrung zur Verfügung.
Sprachpaten für Menschen mit Fluchterfahrung dringend gesucht
Ludmilla Friesen und Theresa Hammerschmidt sind froh über diese Unterstützung. Die beiden Mitarbeiterinnen der Migrationsberatung bekommen immer wieder Anfragen von Menschen mit Flüchtlingshintergrund, die sich einen Sprachpaten wünschen. „Der Bedarf ist riesig, deswegen suchen wir dringend Paderborner, die sich vorstellen können, eine Sprachpatenschaft zu übernehmen“, erklärt Friesen. Das Projekt Sprachpatenschaft lebt vom Engagement Ehrenamtlicher, die sich bereit erklären einmal die Woche etwas Zeit einzuplanen, um Menschen mit Fluchterfahrung mit der deutschen Sprache zu helfen. Gleichzeitig geht es aber auch um die interkulturelle Begegnung, um das Abbauen von Ängsten auf beiden Seiten. Wie die Treffen genau ablaufen, das kann jedes Sprachpaten-Team individuell festlegen. Räumlichkeiten stellt das Mehrgenerationenhaus zur Verfügung, ebenso wie Infomaterialien und Deutschbücher.

Ludmilla Friesen (links) und Theresa Hammerschmidt (rechts) von der Migrationsberatung möchten dem Iraker Adnan Al-Ani seinen Wunsch nach einer Sprachpatenschaft gerne erfüllen.
Leider sei es besonders für männliche Suchende schwer, eine Sprachpatenschaft zu bekommen: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen Berührungsängste haben, was Männer mit Fluchterfahrung betrifft“, erklärt Ludmilla Friesen. Deswegen warten viele Männer, die sich an die Migrationsberatung der AWO wenden, besonders lange. Einer von ihnen ist der 44-jährige Iraker Adnan Al-Ani. Schon seit sechs Monaten hofft er, eine Sprachpatenschaft zu finden. Sein Problem: Er versteht schon einige Worte, traut sich aber nicht selbst zu sprechen. Es fehlt an der Sprachpraxis. Al-Ani hat keine Familie in Deutschland und lebt alleine, bis auf die Arbeit in einer Autoteilfabrik findet er bisher wenig Anknüpfungspunkte in Paderborn. „Es ist nicht gut alleine zu wohnen, man lernt die Sprache nicht und vereinsamt“, weiß Fadi Nemeh. Aber auch das Kontakte knüpfen ist in Paderborn deutlich einfacher, wenn man Deutsch spricht. Deswegen wünscht sich Al-Ani jemanden, der ihm bei der Aussprache hilft und mit dem er in Gesprächen üben kann.
Was ihr für eine Sprachpatenschaft mitbringen solltet
Auf die Frage, was die wichtigste Eigenschaft eines Sprachpaten sei, antwortet der Ehrenamtliche Al Malouf ohne zu zögern: „Geduld! Man sollte auf jeden Fall sehr gelassen sein und gegenüber anderen Kulturen und Religionen tolerant.“ Generell sei es wichtig, anderen Menschen offen zu begegnen und Lust auf den Austausch zu haben. „Wir freuen uns auf mehr Leute, die Lust haben uns zu unterstützen. Wir drei sind total motiviert, anderen zu helfen und wollen noch mehr Menschen erreichen, die uns brauchen“, erklärt Fadi Nemeh.
Ihr könnt euch vorstellen eine Sprachpatenschaft zu übernehmen? Dann wendet euch am besten an Ludmilla Friesen von der Migrationsberatung der AWO Paderborn:
Ludmilla Friesen
Albinstr. 2 33098 Paderborn Telefon: 0 52 51 2 16 31 Fax: 0 52 51 290 66 29 E-Mail: l.friesen@awo-paderborn.de
Titelbild: Ehrenamtlicher Rabei Al Malouf (links) und seine beiden Kollegen Fadi Nemeh und Haron Hogi Mustafa (rechts) dolmetschen für den Iraker Adnan Al-Ani (2. v.l.).